Am Südrand des Harzes erstreckt sich auf über 100 km Länge über 3 Bundesländer hinweg die Gipskarstlandschaft Südharz: in Sachsen-Anhalt von Pölsfeld bei Sangerhausen über Thüringen bis Osterode in Niedersachsen.
Quelle: Volksstimme 13.10.2012
Diese weitgehend noch unbekannte Landschaft am Südharz ist in mehrfacher Sicht eine Landschaft der Superlative. Sie weist ein äußerst abwechslungsreiches Erscheinungsbild auf; großflächige naturnahe Laubwälder, Streuobstwiesen und Huteflächen auf steppenartigen Trockenrasen wechseln mit Äckern und Resten kleinbäuerlicher Erwerbswirtschaften sowie eigentümlichen, idyllischen Dörfern ab.
Das stark bewegte Relief sowie die komplizierten geologischen Verhältnisse sind der eigentliche Grund für diese unterschiedlichen Flächennutzungsformen. Hier im Südharz treten die Gesteine des Zechsteins an die Oberfläche: Gipse, Anhydrite und auch Dolomite. Gips als oberflächlich anstehendes Gestein ist sehr selten in Mitteleuropa, die meisten Karstlandschaften auf der Erde befinden sich im Kalkgestein. Der Südharzer Gipskarst stellt eine außergewöhnliche Landschaft dar, die über eine Vielfalt an Karsterscheinungen verfügt, die ihresgleichen sucht: über 20.000 Hohlformen, Dolinen und Erdfälle, 200 Höhlen, 100 Quellen…
Wegen der hohen Wasserlöslichkeit des Kalziumsulfats ist diese Landschaft in ständiger Veränderung begriffen – temporäre Karstquellen, Bachschwinden und Abrissspalten prägen die Oberfläche. In diesen Strukturen und den oben genannten Wäldern und Offenländern leben Artspezialisten, die in der ausgeräumten, industriemäßig genutzten Landschaft rund um die Karstlandschaft keinen Lebensraum mehr finden. Deshalb ist der Schutz dieser Landschaft und deren faunistischer und floristischer Artausstattung geboten.
Das Instrument der Biosphärenreservate für den Erhalt dieser Landschaft empfiehlt sich deshalb besonders, weil sowohl die Kulturlandschaft mit all ihren Traditionen als auch die wertvollen Naturelemente gewahrt werden können. Der Mensch spielt die entscheidende Rolle in dieser Landschaft – nur eine behutsame Nutzung sichert die sensiblen Gefüge der Karstlandschaft, auch für die Zukunft.