31.07.2009 – Volksstimme

Verfechter hoffen auf 700 000 Euro aus Konjunkturpaket II / Leimbach verspricht schnelle Bearbeitung

Vier Gemeinden im Südharz starten Projekte für Biosphärenreservat

Von Winfried Borchert

 In das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz kommt offenbar neuer Schwung. Ein Beirat will die widerstreitenden Interessen vor Ort bündeln. Zudem gibt es Pläne und Geld für konkrete Projekte, um die Region modellhaft zu entwickeln.

Sangerhausen. Vier Kommunen wollen mit Bauprojekten im Gesamtumfang von 700 000 Euro die Entwicklung des Biosphärenreservats voranbringen. Die Stadt Stolberg will einen weiteren Teil ihres malerischen Schlosses sanieren. In Hainrode soll ein Markt für regionale Produkte errichtet werden. Die Gemeinde Grillenberg hat die Einrichtung eines Informationspunktes ge plant. Und am 200 Kilometer langen Karstwanderweg sollen Schutzhütten gebaut werden.

Die Pläne passen ins Bild, das die UNESCO mit ihrem Programm “ Men and Biosphere “ anstrebt : Menschen sollen mit und in der Natur leben und wirtschaften, nicht auf Kosten der Natur.

Umweltministerin Petra Wernicke ( CDU ) will die Vorhaben mit 700 000 Euro aus dem Konjunkturpaket II unterstützen. Damit stehen 200 000 Euro mehr bereit als ursprünglich geplant, sodass kein Projekt gestrichen werden muss.

Neue Impulse für das lange dahindümpelnde Reservat erwarten dessen Verfechter auch von dem neuen Beirat unter Leitung von Landesverwaltungsamts-Chef Thomas Leimbach. Das Gremium, dem Heimat- und Naturschutzverbände ebenso angehören wie die IHK oder Kommunen, wolle gemeinsam mit der Reservatsverwaltung den Südharz “ zu einem der führenden Biosphärenreservate in Deutschland entwickeln „, kündigte Leimbach an. Die Förderanträge der Kommunen würden von seiner Behörde schnell bearbeitet. Leimbach : “ Die verabredeten Zielstellungen werden Punkt für Punkt realisiert. Wir meinen es wirklich ernst. “

Die SPD-Landtagsabgeordnete Nadine Hampel hofft auf frischen Wind : “ Die Reservatsverwaltung hat es bisher leider nicht geschafft, die Region von der Idee des Biosphärenreservats zu überzeugen. Wir brauchen ein strategisches Entwicklungskonzept, das Klein-Klein reicht nicht aus. “ In drei Jahren soll bei der UNESCO der internationale Status für das zurzeit nach Landesrecht ausgewiesene Reservat beantragt werden. Damit verbunden wären Imagegewinn und weitere Förderungen. “ Wenn dieser Antrag eine Chance haben soll, ist noch viel Arbeit zu leisten „, sagte Hampel.

Allerdings hegen einige Vorbehalte. Rottleberode hat Klage gegen das Reservat eingereicht, sodass die Erklärung auf Eis liegt. Ein UNESCO-Antrag hätte aber nur Aussicht auf Erfolg, wenn alle Orte dem zustimmen.

Unmöglich scheint die Einstimmigkeit nicht : Mit der Gemeindereform werden die skeptischen Dörfer mit Befürworter-Gemeinden zusammengeschlossen.

19.01.2009 – Mitteldeutsche Zeitung

Gipsindustrie versucht Biosphärenreservat zu bremsen

KNAUF-Ort Rottleberode will UNESCO-Antrag weiter blockieren

ROTTLEBERODE – Auch nach der breiten politischen Zustimmung für die Ausweisung des Biosphärenreservats Gipskarstlandschaft Südharz nach Landesrecht hält die Blockade des Naturschutzgroßprojekts durch Rottleberode an.

Geht es nach dem Bürgermeister von Rottleberode Ralf Rettig, wird die Gemeinde einem geplanten Antrag auf Anerkennung als Weltnaturerbe bei der Unesco im Jahr 2012 nicht zustimmen. Für die Ausweisung ist jedoch nach Unesco-Kriterien ein einmütiges Votum aller betroffenen Kommunen erforderlich.

Die sachsen-anhaltiner Gemeinde Rottleberode an der Landesgrenze zu Thüringen wird vom Gipskonzern KNAUF dominiert. KNAUF betreibt dort ein Gipswerk, dass im größten aktiven Tagebau der Gipskarstlandschaft den Alten Stolberg in Thüringen abbaut und dem Ort Arbeitsplätze und Steuereinnahmen beschert. Entsprechend politisch abhängig ist der Bürgermeister von dieser Firma.

Rettigs Argumente gegen das Biosphärenreservat (wirtschaftliche Einbußen durch verschärfte Einleitbedingungen für Abwässer) wirken vorgeschoben, da die von ihm befürchteten Änderungen nichts mit dem Schutzstatus, sondern mit allgemeinen Umweltauflage durch die EU und Landesrecht zu tun haben. Das lässt vermuten, dass KNAUF ein länderübergreifendes Schutzgebiet im Keim ersticken will, und in Thüringen über die bestehenden – für viele Jahrzehnte reichenden – Gips-Abbaugenehmigungen hinaus weitere Gebiete in Steinbrüche umwandeln möchte.

Quellen: KNU, Mitteldeutsche Zeitung

www.naturschatz.org