16.05.2014 – Mitteldeutsche Zeitung

Natur in Hainrode – Wiese soll kein Wald werden

Knabenkraut | Bild: Heinz Noack

Von Heinz Noack, 16.05.2014 20:12 Uhr 
Für ein Landschaftspflegeprojekts im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz wurde eine Zwischenbilanz gezogen. Die wiederhergestellte Streuobstwiese am Saugraben ist rund einen Hektar groß.

HAINRODE/MZ. Zufrieden blickt Lydia Gudat auf die wiederhergerichtete Streuobstwiese am Saugraben bei Hainrode. „In zwei bis drei Wochen kann die Agrargenossenschaft hier die ersten Rinder weiden lassen“, stellt sie fest. „Bis dahin ist das Grünfutter hoch genug.“ Frau Gudat ist Mitarbeiterin des Projektes „Nachhaltige Pflege und Entwicklung von FFH-Offenland-Lebensräumen im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“, ins Leben gerufen vom Förderverein „Zukunft im Südharz“. Die wiederhergestellte Streuobstwiese am Saugraben ist rund einen Hektar groß und mit Kirschbäumen und Zwetschgen bestanden. Ziel war es, sie für eine Beweidung durch die Agrargenossenschaft wiederherzurichten. Dazu mussten im vergangenen Winter vor allem die Wildrosen und die Weißdornbüsche entfernt werden. Schon jetzt konnten die Akteure einen Erfolg vermelden: Bei der Frühjahrskontrolle wurden fast 800 Exemplare der Gewöhnlichen Natternzunge, einer seltenen Farnart, und rund 1300 Orchideen gezählt.

Seit Juni 2012 bemüht sich Projektleiterin Urte Bachmann Eigentümer und Nutzer fast zugewachsener Obstberge und Wiesen im Biosphärenreservat, bei einer entsprechenden Wiedereinrichtung der Flächen zu unterstützen. Ziel ist es, dadurch die Landschaft nachhaltig zu erhalten. Die Kosten werden in voller Höhe übernommen. Maßgabe ist lediglich, dass sich der Eigentümer verpflichtet, den nach der Pflege erreichten Zustand mindestens zehn Jahre zu erhalten. Sechseinhalb Hektar Offenlandflächen stehen nach fast zweijähriger Arbeit des Fördervereins in den Gemarkungen Hainrode, Pölsfeld, Obersdorf und Agnesdorf bisher zu Buche. Geplant ist, diese Pflegemaßnahmen weiterhin fortzusetzen.

„Der Aufwand für eine solche Wiederherstellung der alten Obstberge und Wiesen steigt mit jedem Jahr der Nichtnutzung“, erklärt Urte Bachmann. „Wenn man historische Landschaftsbilder mit dem heutigen Zustand vergleicht, weiß man wie schnell aus einer ungenutzten Streuobstwiese Wald werden kann. Das soll möglichst verhindert, die Kulturlandschaft erhalten werden.“

Der Aufwand für die Beantragung eines solchen Förderprojektes ist nicht gering. Aber es lohnt sich, wenn man die Ergebnisse sieht. „Die ausgewählten Flächen werden vorgegebenen Lebensraumtypen der FFH-Gebiete zugeordnet und sämtliche darauf wachsenden Pflanzenarten bestimmt“, informierte Lydia Gudat. „Daraus ergibt sich die Art und der Umfang der Pflegemaßnahme.“ Diese erfolgt ausschließlich durch Fachbetriebe aus der Region. „Der Zeitraum, in dem die Arbeiten ausgeführt werden können, ist durch den Naturschutz vorgegeben“, fügt Frau Bachmann hinzu. „Nach Abschluss findet eine Erfolgskontrolle statt. Um später auch Belege für eine Auswertung in der Hand zu haben, erfolgt eine wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen. So können auch Fehleinschätzungen vermieden werden.“

Quelle: www.mz-web.de